Ein Jahrhundertleben – verwandelt in Literatur
Drei Heldentaten habe sie in ihrem Leben vollbracht, erklärt Helga Schuberts Mutter ihrer Tochter: Sie habe sie nicht abgetrieben, sie im Zweiten Weltkrieg auf die Flucht mitgenommen und sie vor dem Einmarsch der Russen nicht erschossen. In kurzen Episoden erzählt Helga Schubert ein deutsches Jahrhundertleben – ihre Geschichte, sie ist Fiktion und Wahrheit zugleich. Als Kind lebt sie zwischen Heimaten, steht als Erwachsene mehr als zehn Jahre unter Beobachtung der Stasi und ist bei ihrer ersten freien Wahl fast fünfzig Jahre alt. Doch vor allem ist es die Geschichte einer Versöhnung: mit der Mutter, einem Leben voller Widerstände und sich selbst.
In einfachen, präzisen Sätzen erzählt Helga Schubert überraschend und humorvoll von Ost und West, der Kindheit und dem Altwerden und davon wie das Vergangene im heute nachklingt. In der Titelgeschichte “Vom Aufstehen”, für die Helga Schubert letztes Jahr den Bachmann-Preis bekommen hat, geht es um die sterbende Mutter, die Frage, ob Kinder ihre Eltern lieben müssen und zugleich um ein ganzes Jahrhundert voller Verwerfungen.
Armin B, Sandhausen